Wage nicht zu glauben, Du dürftest wagen, alle Gedanken zu denken —
Wir Philosophen sollten eigentlich in der Lage sein, uns allen Fragen und Gedanken zu stellen. Wenn nicht wir — wer denn dann? Das erwarten wir von uns selbst – mutig genug sind wir ja – und andere, die sich mit Fragen an uns wenden, erwarten das meist auch. Schließlich haben wir ja eine lange und aufwändige Ausbildung genossen; da erwartet man so etwas ja wohl auch zu Recht.
Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir Philosophen selbst auch nur Menschen sind!
Freilich dürfen, sollen und müssen wir uns allen existierenden Fragen stellen. Aber wir dürfen das nur auf die Weise tun, die wir erlernt haben; sachlich, nüchtern, distanziert. Wir müssen uns davor hüten, gefährliche Fragen – und solche Fragen gibt es zweifellos – zu unseren eigenen Fragen zu machen. Wir dürfen uns niemals durch unser Können glauben machen, dass wir auch alle Gefahren des Denkens bereits kennen. Wir müssen stets auf der Hut sein; auf der Hut, um uns selbst vor den Gefahren, die das Denken birgt, zu schützen und zu bewahren.