Glück im Schreiben

Was wir alles tun, um glücklich zu sein!

Wir Menschen tun alles, was wir freiwillig tun, letztlich, um glücklich zu sein. Und, ohne das Thema des freien Willens jetzt thematisieren zu wollen, wir tun alles um unseres Glücks willen. Zumindest um dessentwillen, worin wir das Glück unseres Lebens, auch den Sinn unseres Lebens, vermuten.

Die Verwirklichung des freien Lebenswillens zeigt viele, meist schöne Blüten: Manche Menschen musizieren, manche Menschen hören Musik, manche Menschen malen oder bildhauern, manche schauen sich Gemälde oder Bildhauereien an. Manche Menschen spielen im Theater. Manche Menschen lesen auch. Sie lesen vielleicht Bücher oder Geschichten. Bücher oder Geschichten, die geschrieben wurden. Irgendwann. Vielleicht erst kürzlich; vielleicht vor sehr, sehr langer Zeit.

Das kennen wir alles. Und wenn jemand uns erzählt, er tut dieses oder jenes tut, wird es keinen von uns wundern.

Was aber immer wieder Verwunderung hervorruft, ist, wenn ich jemandem erzähle, dass ich schreibe, weil es mich glücklich macht. Das scheint schwer verständlich; wahrscheinlich deshalb, weil die meisten von uns das Schreiben nur als ein Mittel zum Zweck kennen; kaum oder niemals jedoch als reinen Selbstzweck. Und so werde ich dann auch stets gefragt, wofür ich denn schreibe und was ich mit dem Geschriebenen den anfangen will.

Und freilich schreibe ich, wie alle Menschen, auch vieles um eines Zwecks willen. Aber neben all diesem gibt es eben noch das andere Schreiben: Das Schreiben um seiner selbst Willen – oder genauer: das Schreiben um meiner selbst Willen, um meines Selbst Willen. Das Schreiben, in dem ich unmittelbar in meine Gedankenwelt eintauche und mich in ihr wohl, sicher, geborgen fühlen darf. Gleich, welche Abenteuer wir – „wir“ deshalb, weil ich mich im Schreiben niemals alleine fühle – zu bestehen haben. Gleich, welches Problem es zu lösen gilt. Gleich, welche Vision wir erblühen lassen.

Reines Schreiben ist Glück. Ein Glück, dessen Türen niemandem verschlossen sind.