Jämmerliche Postmoderne: Wenn Bauchgefühl Vernunft ausknockt

Manchmal stelle ich mir vor, wie das Bauchgefühl und die Vernunft in einer WG zusammenwohnen. Das Bauchgefühl sitzt auf dem Sofa, isst Chips und sagt: „Ach, ich weiß es einfach!“. Die Vernunft steht daneben mit Taschenrechner und Notizblock und murmelt: „Mag sein, aber lass uns das doch mal prüfen.“ So ähnlich sieht unsere Zeit aus – nur dass das Bauchgefühl meistens den WG-Schlüssel hat. – Jämmerliche Postmoderne!

Der Kopf soll gefälligst still sein

Wir leben, besonders wir Menschen mittleren Alters, in einer merkwürdigen Zeit. Viele vertrauen ihrer Intuition mehr als ihrem Kopf. Das klingt erstmal schön: Wer will nicht mehr auf sein Herz hören? Doch das Problem beginnt, wenn alles, was mit klarem Denken zu tun hat, sofort verdächtig wird. Manche reden dann von „Ganzheitlichkeit“ – meinen aber nur: „Der Kopf soll gefälligst still sein.“

Doch ganz ohne Vernunft läuft unser Alltag nicht. Zahlen, Buchhaltung, Verträge, Steuern – das alles bleibt eine Kopfsache. Wer das verdrängt, erlebt schnell ein böses Erwachen. Ich habe schon viele Gründer:innen scheitern sehen, weil sie nur ihrer Begeisterung gefolgt sind. Schön, dass das Herz brennt – aber bitte nicht die einfache Mathematik und Logik ignorieren.

Jämmerliche Postmoderne!

Die Postmoderne hat uns beigebracht, große Wahrheiten zu hinterfragen. Das ist gut so. Doch inzwischen scheinen manche jede Form von klarer Analyse zu verachten. Hauptsache, es fühlt sich „gut“ an. Das kann nicht funktionieren. So stolpern ganze Projekte, Teams und manchmal auch ganze Generationen über ihre eigenen rosigen Bauchgefühle.

Aber keine Sorge: Ich möchte hier keine Schwarzmalerei betreiben. Bauchgefühl ist wertvoll! Es war schon immer ein guter Berater – nur eben nicht der Einzige. Klug wird es erst, wenn Herz und Kopf zusammenarbeiten dürfen. Dann kann man mutig träumen und nüchtern rechnen. Das eine schließt das andere nicht aus. Im Gegenteil: Nur zusammen sind sie wirklich stark.

Ganzheitlichkeit?

Vielleicht ist es Zeit, den Begriff „Ganzheitlichkeit“ wieder ernst zu nehmen. Ganzheitlich heißt nicht „nur fühlen“ oder „nur denken“, sondern beides zu verbinden. Wer seinen Weg finden will – sei es im Beruf, in Beziehungen oder im eigenen Leben – sollte Mut zur Vernunft haben. Und sich dabei auch nicht scheuen, sie zu hinterfragen. Denn Vernunft ist kein strenger Schulmeister, sondern ein ziemlich guter Freund.

Hoffnung für die jämmerliche Postmoderne

Ja, wir erleben eine entgleiste, eine jämmerliche Postmoderne – aber noch steuert nicht alles auf die Katastrophe zu. Der Schmerz darüber, dass Vernunft so häufig als „abstrakter Unsinn vom Kopf“ beschimpft wird, ist erst der Beginn eines dringend notwendigen Dialogs. Und aus diesem Dialog kann etwas Wunderbares erwachsen: eine Kultur, in der Intuition und Vernunft kein entweder – oder sind, sondern ein fröhliches Sowohl – als Ganze, als menschliches Denken.

Wenn Du Dich manchmal fragst, wie Du Dein Bauchgefühl und Deinen Kopf besser zusammenbringen kannst – dann lass uns gern ins Gespräch kommen. Ich freue mich darauf!

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