An Albert Einstein

Aus einem (Liebes-) Brief an Albert Einstein

… Und wenn ich Trost suche in Büchern, gerate ich nur tiefer in etwas, das mich quält, so wie es schon andere gequält hat:

Ich weiß nicht, was mein Leben ist, was meine Sinne sind, was meine Seele ist, ja, selbst jener Teil von mir, der das denkt, was ich schreibe, der über alles und über sich selbst nachdenkt und sich nicht besser erkennt als das Übrige.

Ich sehe die furchtbaren Räume des Weltalls, die mich umschließen und ich finde mich an einen Winkel dieser unermesslichen Ausdehnung gebunden ohne zu wissen, warum ich gerade an diesen Ort gestellt bin und nicht an einen anderen. Ich sehe auf allen Seiten nur Unendlichkeit, die mich umschließt wie ein Atom und wie einen Schatten, der nur einen Augenblick dauert und nicht wiederkehrt.

Zitiert nach einer zweiteiligen Fernsehprodunktion des Deutschen Fernsehfunks / Fernsehen der DDR, 1990. Titel: „A. Einstein“, Teil 1: Der letzte Sommer.

 

Selbstverhältnisse

Selbstverhältnisse – emotional und rational

Die Botschaften, die ich mir erzähle, erlebe ich.

Die Botschaften, wie ich sie mir erzähle, erlebe ich.

Erleben kann grausam sein. Oder auch sehr angenehm.

Innerhalb meiner vorgezeichneten Grenzen kann ich für mein Erleben selbst Verantwortung übernehmen.

 

Stark in Gedanken?

Wage nicht zu glauben, Du dürftest wagen, alle Gedanken zu denken —

Wir Philosophen sollten eigentlich in der Lage sein, uns allen Fragen und Gedanken zu stellen. Wenn nicht wir — wer denn dann? Das erwarten wir von uns selbst – mutig genug sind wir ja – und andere, die sich mit Fragen an uns wenden, erwarten das meist auch. Schließlich haben wir ja eine lange und aufwändige Ausbildung genossen; da erwartet man so etwas ja wohl auch zu Recht.

Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir Philosophen selbst auch nur Menschen sind!

Freilich dürfen, sollen und müssen wir uns allen existierenden Fragen stellen. Aber wir dürfen das nur auf die Weise tun, die wir erlernt haben; sachlich, nüchtern, distanziert. Wir müssen uns davor hüten, gefährliche Fragen – und solche Fragen gibt es zweifellos – zu unseren eigenen Fragen zu machen. Wir dürfen uns niemals durch unser Können glauben machen, dass wir auch alle Gefahren des Denkens bereits kennen. Wir müssen stets auf der Hut sein; auf der Hut, um uns selbst vor den Gefahren, die das Denken birgt, zu schützen und zu bewahren.


 

In der Welt sein

Das Gefühl, in der Welt zu sein

Das Gefühl, in der Welt zu sein, entstammt wie die meisten Gefühle einer Bewertung und damit unserem Bewusstsein. Also können wir unser Bewusstsein danach befragen, was wir denn davon wissen – vom unseren „In der Welt sein“.

Diese Frage mag müßig erscheinen, solange sinnstiftende oder scheinbar sinnstiftende Bedingungen uns im weltlichen Leben verankern. (Arbeitsstelle, materielle Wünsche, Freundschaften und Beziehungen etc.). Bricht diese Verankerung jedoch weg, ist die Frage nach dem „In der Welt sein“ nicht mehr müßig, sondern notwendig. Und gleichfalls notwendig wird die positive Beantwortung dieser Frage.

Können oder wollen wir keine Antwort auf diese Frage finden oder annehmen, so werden wir ein Gefühl des in der Welt Seiens erfahren, das manche als ein Geworfen sein ins hier und jetzt, als Konfrontation mit dem Nichts, als ein von der Welt ausgespuckt sein etc. beschreiben. Das hört sich zwar alles berauschend dramatisch und spektakulär an, hilft aber in der positiven Bewältigung des Lebens nicht wirklich weiter.

Bleiben also nur die Religionen und Ideologien unterschiedlicher Qualität als sinnstiftende Institutionen übrig, um dem Leben eine Orientierung und einen wie auch immer gearteten Sinn zu verleihen? – Oder können wir, ohne uns in weltliche Hierarchien eingliedern zu müssen, doch noch etwas mehr über das Leben in Erfahrung bringen, das uns helfen kann, unser Dasein orientiert und befriedet nicht nur zu bewältigen, sondern erfüllt zu leben?

Ich will einen Gedanken vorstellen, der weder neu noch besonders originell ist, mir aber dafür um so tragfähiger und schöner erscheint.

Über die Stellung des Menschen im Kosmos

Die Einzigartigkeit, die das menschliche Leben in dem Kosmos der uns bekannten Grenzen besitzt, verführt geradezu dazu, einmal einen Blick auf dieses Gesamtgebilde „Mensch im Kosmos“ zu werfen:

Der Blick mit dem bloßen Auge macht uns dabei vielleicht klar, dass wir es hier mit etwas richtig Großem zu tun haben. Und, wie ich meine, zu Recht, empfinden wir vielleicht auch eine gewisse Ehrfurcht unserem eigenen Leben und Erleben gegenüber, wenn wir uns die Erde aus dem All betrachtet vorstellen. Und nicht nur die Erde dabei vorstellen, sondern auch uns zahlreiche kleinen Menschen mit unseren ach so weltbewegenden großen Sorgen unseres Alltags. Und vielleicht stellen wir uns auch noch vor, wie wir mittels der Technik, des Flugverkehrs, wie Flöhe von einem Kontinent auf den nächsten hopsen.

Dieses Bild macht uns vielleicht einerseits unsere Kleinheit bewusst; andererseits – in anderer Beziehung – vielleicht auch unsere Einzigartigkeit und Großartigkeit, die wir Menschen in diesem riesigen (wie es uns zumindest erscheint) Gesamtgebilde möglicherweise spielen oder spielen dürfen.

Hilft uns diese Betrachtung nun in unserer eigenen Lebensorientierung weiter? – Noch nicht. Aber sie führt uns vielleicht vor Augen, dass wir in ein größeres System eingebettet sind. Und es erinnert uns vielleicht daran, dass – wie wir es von der Erde und der Natur kennen – jedes erfolgreich in ein System eingebundenes System oder Organ einen ganz bestimmten Sinn erfüllt. (Wie auch die Organe unseres Körpers einen ganz bestimmten Sinn erfüllen, damit Leben möglich ist).

Betrachten wir also einmal auf der Basis unseres Bewusstseins – viel mehr steht uns ja nicht zur Verfügung – dieses Gesamtgebilde „Kosmos“. Dann werden wir, dank unserer Wissenschaftler, feststellen, dass dieser Kosmos logisch aufgebaut ist und dass eine alles umspannende und durchwaltende Logik diesen Kosmos durchzieht. Auch das, was wir als Natur-„Gesetze“ diesem Kosmos entnehmen, baut ja auf dieser Logik auf.

Und – jetzt wird es ein bisschen verwinkelt – da wir Menschen (auf der Erde) ja diese Logik und Naturgesetze des Kosmos erkennen können und wir diese Logik und „Gesetze“ (Verhältnisse) auch auf unserer Erde wiederfinden – und gleichfalls in unserem eigenen Denken – sonst könnten wir das alles ja gar nicht erkennen, stellen wir vielleicht fest, dass das All ebenso wie die Erde und der Mensch selbst auch von diesem wunderbaren Prinzip der Logik ganz und gar durchwaltet ist.

Ob wir es nun wissen oder wissen wollen oder auch nicht: Dieselbe Logik durchwaltet (bestimmt) den Kosmos, die Erde, uns Menschen – und das heißt: Sowohl unseren Körper als auch unser Bewusstsein, alle übrige Natur und auch unsere erfolgreichen menschlichen Werke: alle Wissenschaft und Technik und sogar auch manche Künste.

Hierfür einige Beispiele:

  • Der ganze Kosmos ist logisch geordnet, bewegt und verhält sich logisch. Deshalb sind auch Berechnungen in mehr als drei Dimensionen möglich. Deshalb sind auch Vorhersagen möglich. Deshalb konnten wir auch z.B. auf den Mond fliegen.
  • Die ganze Natur, alles Wachsen und Gedeihen der Lebewesen und Pflanzen ist von wunderbarer Logik durchzogen. Die wunderbare Wissenschaft der Bionik befasst sich damit, deren Gesetze im Konkreten zu erfassen und für unser Leben nutzbar zu machen.
  • Auch was wir Menschen über uns selbst wissen, wissen wir nur kraft unserer Erkenntnislogik und der Sprache von uns und alles, was wir erkennen können, ist wunderbar logisch geordnet.
  • Wenn wir Techniker bauen, bauen wir kraft der Logik. So bleibt Ihr Hochhaus stehen, kann Ihr Auto fahren, Ihr Flugzeug fliegen etc.
  • Überhaupt alles, was wir irgendwie benennen können, was es dadurch für uns gibt (eine Existenz für uns besitzt) erkennen wir nur kraft der Logik unseres Erkennens und aufgrund der inhärenten Logik im Erkannten.
  • Und auch dort, wo uns Logik völlig fern zu sein scheint, waltet sie in uns, im Gegebenen und in unserem Erkenntnisprozess. Zum Beispiel in der Musik, die ein akustischer Ausdruck wunderbarer Harmonie und Ordnung (Logik) ist (… bzw. sein kann).

Freilich, all dieses sind nur Hinweise aber keine Beweise für eine alles durchwaltende, alles durchströmende, zum Leben erweckende und am Leben erhaltende Logik. Jedoch sind diese Hinweise zu eindringlich, als dass es nur wenig weise wäre, sie nicht zur Kenntnis zu nehmen und, da sie meines Wissens nach weder widerlegt noch widerlegbar sind, sie nicht als Freude und Hoffnung spendendes, Sinn stiftendes Prinzip in unsere Gedanken und unser Leben mit aufzunehmen.

Ein Letztes noch:

Die meisten von uns besitzen auch ein tief verwurzeltes, angeborenes inneres Gefühl für Logik, das sich durch ein Gefühl für eine Stimmigkeit des Gesprochenen oder Gelesenen, durch Freude, Glück, Ergriffenheit oder Liebe zur Musik äußert oder durch eine Liebe und Verwandtschaft zu den schönen Künsten insgesamt.


 

Sprache ist …

Sprache ist erst in letzter Instanz das gesprochene Wort, das verlautbarte, hörbare und verstehbar Gesprochene. Sprache ist schon viel früher.

  • Sprache ermöglicht erst alles Gesprochene
  • Sprache ermöglicht das Denken und alles Gedachte
  • Sprache in unserem Denken ermöglicht Erkenntnis
  • Sprache lässt uns Begriffe bilden und so überhaupt zu irgendeiner Erkenntnis (grundsätzlich) gelangen.

Wie sollte es nun aber möglich sein, dass uns Sprache eine Erkenntnis ermöglicht? – Sprache verleiht uns Erkenntnis dadurch, dass sie von Erkennbarem Begriffe bildet und sie in strukturierte Zusammenhänge mit allem anderen stellt.

Dass Sprache das kann, setzt wohl voraus, dass das zu Erkennende bereits eine wiedererkennbare Struktur besitzt und in strukturellen Zusammenhängen steht. Weitere für uns Menschen wichtige Relationen können wir dann hinzu bilden, aber eine Grundstruktur muss schon da sein: prinzipiell dieselbe Struktur, die auch unserer Sprache zugrunde liegt, denn sonst wäre es wohl niemals möglich, überhaupt irgend etwas zu erkennen.

  • Und so stellen wir vielleicht fest: Unser Denken und Sprechen ist durch unsere Sprache strukturiert.
  • Auch in der Welt gibt es Struktur; dieselbe Struktur wie in unserem Denken.

Was ist das Prinzip, dem die gedankliche wie auch die weltliche Struktur, das gedankliche und das weltliche Sein entstammen?


 

 

Sprache bestimmt unser Sein

Sein und Sprache

  • Sprache ermöglicht uns überhaupt erst, „ICH BIN“ und „DU BIST“ zu denken und zu sagen.
  • Sprache ermöglicht uns auch zu denken und zu sagen, WIE ich bin und WIE du bist.
  • Daraus können wir ableiten, WAS ich bin, WAS du bist.
  • Vielleicht können wir daraus auch ableiten, WOFÜR ich bin, WOFÜR du bist. (… die Frage nach dem Sinn des Daseins).
  • Sprache ermöglicht uns auch eine BEWERTUNG unseres Daseins; wie ich bin, wie du bist.
  • Sprache ermöglicht uns auch eine Entscheidung, welche Gedanken wir denken wollen und welche nicht. (Wir müssen uns auch entscheiden, welche Gedanken zu denken gut und förderlich für uns ist und von welchen Gedanken wir lieber die Finger lassen sollten!)

 

 

My Quest

The Impossible Dream

To dream the impossible dream
To fight the unbeatable foe
To bear with unbearable sorrow
To run where the brave dare not go
To right the unrightable wrong
To be better far than you are
To try when your arms are too weary
To reach the unreachable star
This is my quest, to follow that star
No matter how hopeless, no matter how far
To be willing to give when there’s no more to give
To be willing to die so that honor and justice may live
And I know if I’ll only be true to this glorious quest
That my heart will lie peaceful and calm when I’m laid to my rest
And the world will be better for this
That one man, scorned and covered with scars,
Still strove with his last ounce of courage
To reach the unreachable star.


 

Die Persönlichkeit hinter dem Geschriebenen

Die Persönlichkeit hinter dem Geschriebenen

Wenn wir einen Satz, mehrere Sätze, einen Bericht, einen Brief, eine Erzählung etc. schreiben und „zu Papier bringen“, so ist das oft weitaus mehr, als die Umsetzung unserer Gedanken in eine andere, wieder nachvollziehbare Form. Allein dies hätte auch selten die emotionale Intensität, die das Schreiben für manche von uns beinhaltet, hervorrufen können.

Kennen Sie auch Schreib-Blockaden?

Im Schreiben bekennen wir uns zu etwas. Wir bekennen: „So ist es“ oder „So ist es gewesen“. Vielleicht ist es auch nur ein „So könnte es sein“ oder ein „So könnte es gewesen sein“ – und dennoch ist es ein Bekenntnis. Selbst wenn wir alle individuellen Erfahrungsvermögen und eine Freiheit der individuellen Weltsichtweise mit einbeziehen ist es ein Bekenntnis. Oder sogar: Dann ganz besonders und dann erst recht. Wir stehen mit unserer Persönlichkeit hinter dem Niedergeschriebenen.

Wenn wir einen Gedanken zu Papier bringen, bringen wir ihn damit zur Welt. Das ist eine Geburt! Wir gebären einen Gedanken aus den Tiefen unseres Hauptes und konfrontieren ihn mit dem Licht der Welt. Und wir konfrontieren unseren Gedanken, unsere Gedanken, unsere Persönlichkeit mit den bewertenden Blicken der Anderen; es sei denn, wir schreiben in unser abschließbares, stets verschlossenes Tagebuch.

Und selbst dann, wenn wir nur für uns und nur für unser Tagebuch schreiben, fällt das Schreiben bisweilen schwer, bereitet Mühe, beschert Angst. Denn indem wir ein Gedankengebilde, ein Gedankenbild, in einen Satz oder zu Sätzen formen, gießen wir unsere allen – und auch uns selbst – verborgenen Gedanken in die Formen der Logik und des Logos (gr. λογος,  logos) und verleihen ihnen dadurch ein Sein, das die Seinsstufe unserer geheimen krausen Gedanken und Phantasien bei weitem überragt.

Indem wir schreiben, etwas zu Papier bringen, nach außen bringen, zur Welt bringen, gebären wir. Wir sind kreativ. Wir sind Schöpfer, Kreatoren, wir erschaffen Welt. Zumindest erschaffen wir eine in unseren Augen mögliche Welt. Eine Welt zu der wir uns bekennen; unser Gewissen, unsere Ehre ermahnt uns, uns zu dieser Welt wie zum eigenen Kind zu bekennen. Wir stehen für unser Geschriebenes und zur Welt Gebrachtes ein, müssen dafür einstehen. Wenn auch nicht vor Gericht oder vor anderen Menschen, so doch vor der weitaus höheren Warte der eigenen Persönlichkeit.


 

Schreiben / Das Gewitter

Da ist sie wieder, diese Idee,
diese Idee, die nichts weiteres neben ihr zulässt,
die alles andere verdunkelt,
diese Idee, die sich nach vorn drängt und von mir Besitz ergreift.

Dann kommt das Gewitter.

Ideen und Gedanken blitzen auf.
Eine Idee, die nächste Idee, die nächste fordert die nächste heraus, fordert sie auf zu jagen und gejagt zu werden,
stärker zu sein, schneller zu sein, heller zu sein.

Ein Gedanke taucht auf. Der nächste treibt ihn, will ihn verdrängen, bezwingen, verjagen,
will Sieger sein.

Ideen und Gedanken ringen und schlagen aufeinander ein, vernichten sich gegenseitig, wollen als Einzige überleben, die stärksten sein.

Stunden, Tage sind vergangen
in Freude, mit Schmerz.
Jetzt bin ich müde, ich mag nicht mehr,
ich bin erschöpft,
fast alles scheint egal zu sein.

Ich ordne die Trümmer,
höre noch das Grollen des Donners in der Ferne,
höre, dass endlich Ruhe ist in meinem Hirn.
– In meinem Hirn? – mit mir selbst und meinem Willen hat das schon lange nichts mehr zu tun!

Ich schreibe, um zu retten, was noch zu retten ist.

Ich schreibe,
das Grollen verhallt, es herrschen wieder Ruhe und Frieden.

Jetzt, nach dem Gewitter ist die Luft klar und rein,
im Garten ist es kühl.
Ich atme tief ein und atme tief aus, spüre die feuchte Luft
und staune über dieses seltsame Leben.

 

Michael Gutmann
Berlin