Die Frage I

So fing es an:

– (02.02.15) Ich hab da mal ’ne Frage, nämlich was das denn eigentlich ist eine Frage. Was habe ich denn da, wenn ich eine Frage habe? …


Und so ging es weiter:

– (05.02.15) Oh weh! Meine Suche nach dem Wesen der Frage dehnt sich ungeahnt aus. Aber sehr fruchtbar und konstruktiv.
Was mir bisher jedenfalls schon einmal klar geworden ist, ist: Auf dem Weg von einer Schwierigkeit oder einem Problem zur Erkenntnis dessen Lösungsmöglichkeit haben wir mit dem Finden der passenden, der richtigen, der genau zutreffenden Frage bereits den größten Teil der Denkleistung (bewusst und unbewusst) hinter uns gebracht. Mit dem Finden der richtigen Frage stehen wir schon kurz vor der Lösung des Problems. Denn die richtig gestellte Frage verweist schon auf den Inhalt des Gesuchten und auf dessen Bezug (Kausalität, Modalität, Raum, Zeit etc. — warum? wozu? wo? wann?).
Die richtig gestellte Frage gibt uns Orientierung in unserer Suche … und die Lösung ist nah. Kein Wunder also, dass gute Fragen so sehr unser Interesse erwecken und glücklich machen können!
Ich liebe gute Fragen!


Und jetzt:

– (07.02.15) Ein erster Entwurf einer Antwort steht. Jetzt bin ich am Überprüfen. Und am Staunen darüber, was unser Gehirn so alles macht, ohne dass wir es auch nur mitbekommen. (Fast wie im Schlaf …)


Krisen

Von Krise zu Krise –
zwischendurch Therapie

Die Krise scheint fast zu einer Konstante im menschlichen Leben geworden zu sein.  – Lernen und Anpassung auf die brutale Art und Weise!?

Wir Menschen der Gegenwart leben mit unserem Denken, bis es nicht mehr geht. Bis wir scheitern. Bis unser eigenes Denken scheitert. Bis sich unser Denken als krüppelhaft erwiesen hat.

Was nun? — Neustart! Ein neues Denken muss her! Ein neues glänzendes, grandioses Denken. Ein ebenso krüppelhaftes Denken wie das vorige, aber nun eben neu und glänzend.

Das hält dann eine Weile. Bis zum nächsten Scheitern. Bis zur nächsten Krise. Wieder Neustart. Der nächste neue Blödsinn muss her! (Oder der nächste neue Partner oder die nächste neue Partnerin!) Prima! Neu und glänzend! Denn das Neue und das Glänzende macht uns froh! Hurra!

Und wieder …

Sollte es da nicht eine sinnvollere Orientierung im menschlichen Leben geben können?

Was sich komprimiert in manchen Menschenleben beobachten lässt, erinnert ein wenig an die Philosophiegeschichte, an die Weltgeschichte der westlichen Philosophie: Neues Denken baut sich auf und hält sich, bis es an der Wirklichkeit scheitert. Dann kommt ein schmerzhafter Prozess des Umbruchs. Bis sich dann wieder ein neues Denken etablieren konnte, das solange hält, bis es an der neuen Wirklichkeit scheitert.

Dynamisches Drama?? Alles im Fluss??

Wie ein konstantes Band, wie ein beruhigender Schleier scheint mir die Sokratik über all den Irrungen und Wirrungen der Geschichte und denen des einzelnen Lebens zu schweben. Teils erkannt und aufgegriffen; meistenteils unerkannt oder ungeliebt, weil nicht neu und glänzend.

Wahrscheinlich ist das Scheitern, das vielfache blutige Scheitern erforderlich. Von der Natur so gewünscht. Notwendig zur Weiterentwicklung des Menschen. Evolutionäre Notwendigkeit. Oder wie anders lässt sich das Welt- und Denk-Geschehen interpretieren???


 

Sprache und Orientierung

Nicht alles, was ich sage, sage ich durch Sprache.

Aber:

Alles, was ich schreibe, schreibe ich mittels der Sprache.

Alles, was ich denke, denke ich mittels der Sprache.

Immer, wenn ich mein Denken und Handeln überprüfe, überprüfe ich es mittels meiner Sprache.

Vieles, was mich froh und glücklich oder auch unglücklich stimmt, stimmt mich so aufgrund der Bewertungen meines Denkens mittels meiner Sprache.

Wenn ich mich mit anderen Menschen über Gedanken austausche, geschieht dies mittels Sprache.

Wenn ich mir Gedanken über den Sinn meines Lebens mache, so geschieht dies durch Sprache.

Die Sprache scheint mir mein einziges verlässliches Gerüst zum Denken und zur Orientierung zu sein.

Die Sprache, scheint mir, kann ich nicht hintergehen. Ich kann keine tiefere, keine letztere Begründung (meines Seins) finden, die nicht durch Sprache zur Erkenntnis und zum Ausdruck gebracht worden wäre.

Insofern: Wie schön, dass es Sprache gibt!

Wie schön, dass ich Sprache zum Sprechen, Schreiben, Denken, Erkennen habe.

Wie schön, dass ich Sprache zum Lesen der Briefe meiner (v.a. philosophischen) Ahnen habe.

Wie schön auch, dass Sprache selbst ziemlich unsterblich zu sein scheint. — Ein kleiner Funken Unsterblichkeit in mir!

Vielleicht auch eine Spur von Sinn!?!

 

Seid nicht gleichgültig!

„Macht kreative Vorschläge, seid nicht gleichgültig!“

… schrieb uns Heike, eine Theaterfreundin. Es ging dabei zwar nur um die Gestaltung und Verabschiedung eines kleinen Textes, aber diese Aufforderung „Macht kreative Vorschläge, seid nicht gleichgültig!“ ließ mich nicht mehr los. Besonders dieses „Seid nicht gleichgültig!“

Warum fesselten mich diese Worte so? — Wahrscheinlich, weil „Seid nicht gleichgültig!“ mehrdeutig verstanden werden kann. Hier zwar nur bezogen auf einen kleinen Text, ein Objekt, relativ harmlos. Aber gleichermaßen kann es sich ja auch auf das Subjekt, auf uns selbst beziehen, dieses „Seid nicht gleichgültig“! Dass es eben nicht gleichgültig sein soll, ob es uns gibt oder nicht bzw. dass es nicht gleichgültig sein soll, ob es uns mal gab oder nicht.

„Seid nicht gleichgültig!“ — Nein, es soll nicht gleichgültig, nicht egal sein, ob es mich gibt oder nicht! Ich will nicht, dass es gleichgültig oder egal ist, ob es mich gibt oder nicht! Und es soll auch nicht ganz gleichgültig sein, ob es mich mal gab oder nicht gab!

Heilsames, tröstendes Wachrütteln? — Mutmachformel? — Oder doch nur die gekränkte Eitelkeit einer narzisstischen Persönlichkeit?

Was also tun??? — Und wie???

 

Ewiges

Das Sterbliche und das Unsterbliche

Wir sind als Menschen nicht auf der Welt, um das Sterbliche zu leben. Das tun wir sowieso; zwangsläufig, solange wir leben!

Wir sind als Menschen auf der Welt, um das Unsterbliche zu leben; am Unsterblichen teilzuhaben und das Unsterbliche zu verwirklichen. Zum Unsterblichen zähle ich dabei u.a. die Musik, die Wissenschaften, manche Künste, die Philosophie, die gute Sprache.

Könnte man das Unsterbliche nicht auch das Göttliche nennen? Oder gibt es auch ein Unsterbliches, das nicht göttlich ist?

 

Sinn des Lebens

Verwirklichung von Sprache

Vielleicht, so vermute ich jedenfalls, liegt der Sinn des menschlichen Lebens darin, „Sprache“ zu verwirklichen, wobei ich die Musik und manche anderen schönen Künste in diesem Fall auch mit zur „Sprache“ zähle.

Ich will sogar noch einen Schritt weiter gehen und vertreten, dass der Sinn jeglichen Lebens in gewisser Weise darin liegt, „Sprache“ zu verwirklichen. Denn alles Leben strebt volens nolens schließlich danach, auf seine ihm mögliche Weise den Logos, die „Sprache des Kosmos“, zu verwirklichen.

Wir Menschen haben zu diesem Zweck, der uns höchstmöglichen Verwirklichung des kosmischen Logos, unsere Menschliche Sprache und manche schönen Künste entwickelt. Manche Tiere haben offenbar andere Formen entwickelt, von denen wir teils mehr, teils weniger wissen. (Wale, Ameisen, Termiten, Bienen, Vogel- und Fisch-Schwärme, alle Herden, Gruppen, Familien, Rudel)

Die Verwirklichung einer Sprache ist die höchste mögliche Verwirklichung des Lebens. Entsprechend respektvoll und würdig sollten wir daher mit Sprache umgehen, wenn wir zu uns selbst und miteinander reden!

Dass ich den klassischen Sokratischen Dialog für die uns mögliche höchste Form der Verwirklichung von Sprache halte, muss ich an dieser Stelle wohl nicht betonen. (Das haben Sie sich ja sicherlich schon gedacht!)


 

Geschichte und Gegenwart

Historie

Wir sagen manchmal: „Das ist Geschichte“ oder „Das ist doch Historie“ und meinen damit, das ein Geschehnis der Vergangenheit angehört und nun keine Bedeutung mehr hat.

Nehmen wir die Sache ein wenig genauer, werden wir feststellen, dass bewusste Geschichte immer auch der Gegenwart angehört. Insofern ist es von Bedeutung, welche und welcherart erzählte Geschichten wir in unserer Vergangenheit und Gegenwart mit uns tragen.

In anderen Worten: Wir sind auch verantwortlich, für die ehrliche, wahrhafte und förderliche Erzählung der Geschichten über uns und unsere Vergangenheit. Die förderlich erzählte Biografie gehört zur verantwortungsvollen Sinnstiftung unseres Lebens unweigerlich dazu.

 

Geschichten

Geschichten, Erzählungen, Storytelling

Eine Geschichte ist kein Irgendwas, ist keine wahllose Aneinanderreihung von Wörtern, ist kein Gelaber und ist kein Blah-Blah.

Eine Geschichte ist eine erzählte, d.h. in Worte und Sprache gefasste, sinnreiche Aneinanderreihung oder Schichtung (vgl. Ge-Schichte) von in Worte und Sprache gefassten Geschehnissen, Erlebnissen, Ereignissen.

Durch Geschichten werden Geschehnisse gebunden und gebündelt, festgehalten. Indem Geschehnisse zu Geschichten gestaltet werden, entsteht aus den Geschehnissen ein sinnfälliges Seiendes.

 

Geschichten erzählen

Storytelling

Es gibt erfundene Geschichten und es gibt wahre Geschichten.
Mich interessieren besonders die wahren Geschichten.

Geschichten sind erzählte Erlebnisse und Ereignisse. Geschichten sind also in Worte gefasstes und in Sprache gegossenes Geschehen.

Es gibt gute und es gibt schlechte Geschichten. Gute Geschichten bereichern unser Leben und fördern es. Schlechte Geschichten tun dies nicht.

Um ein Geschehen, ein Ereignis oder ein Erleben zu einer wahren Geschichte werden zu lassen, müssen wir uns an sinngebendem Wissen orientieren. Um sie darüber hinaus zu einer guten Geschichte zu machen, dürfen wir nicht wahllos alle Fakten, die uns zur Verfügung stehen oder die uns in den Sinn kommen, aneinander reihen. Wir müssen die wahren Ereignisse so erzählen, dass sie uns ein Überleben und ein reicheres Leben ermöglichen.

Wenn uns das gelingt, so erschaffen wir eine wahre, gute, schöne und ehrliche Geschichte. Dann erheben wir Ereignisse zu einem guten, schönen und Sinn stiftenden Sein.