Was ist Philosophieren?

Philosophieren?

Kurz zuvor: Was philosophieren nicht ist: Es ist kein wildes und freies Sinnieren, Assoziieren, Phantasieren, Zurecht-Träumen etc. Das alles gehört zwar auch als Wertvolles zum menschlichen Leben dazu …

Philosophieren ist die Flucht der Emotionen und Phantasien in den rettenden Heimathafen der Sprache. Wenn wir philosophieren, bedienen wir uns der Sprache als klärendes und Erkenntnis schaffendes Werkzeug.

Wir retten uns und unseren Lebenssinn in das Allgemeine der Sprache um uns aufgrund unserer eigenen Selbst-Unzulänglichkeit nicht selbst allzu sehr zu verlieren.


 

 

Sprache ist …

Sprache ist erst in letzter Instanz das gesprochene Wort, das verlautbarte, hörbare und verstehbar Gesprochene. Sprache ist schon viel früher.

  • Sprache ermöglicht erst alles Gesprochene
  • Sprache ermöglicht das Denken und alles Gedachte
  • Sprache in unserem Denken ermöglicht Erkenntnis
  • Sprache lässt uns Begriffe bilden und so überhaupt zu irgendeiner Erkenntnis (grundsätzlich) gelangen.

Wie sollte es nun aber möglich sein, dass uns Sprache eine Erkenntnis ermöglicht? – Sprache verleiht uns Erkenntnis dadurch, dass sie von Erkennbarem Begriffe bildet und sie in strukturierte Zusammenhänge mit allem anderen stellt.

Dass Sprache das kann, setzt wohl voraus, dass das zu Erkennende bereits eine wiedererkennbare Struktur besitzt und in strukturellen Zusammenhängen steht. Weitere für uns Menschen wichtige Relationen können wir dann hinzu bilden, aber eine Grundstruktur muss schon da sein: prinzipiell dieselbe Struktur, die auch unserer Sprache zugrunde liegt, denn sonst wäre es wohl niemals möglich, überhaupt irgend etwas zu erkennen.

  • Und so stellen wir vielleicht fest: Unser Denken und Sprechen ist durch unsere Sprache strukturiert.
  • Auch in der Welt gibt es Struktur; dieselbe Struktur wie in unserem Denken.

Was ist das Prinzip, dem die gedankliche wie auch die weltliche Struktur, das gedankliche und das weltliche Sein entstammen?


 

 

Sprache bestimmt unser Sein

Sein und Sprache

  • Sprache ermöglicht uns überhaupt erst, „ICH BIN“ und „DU BIST“ zu denken und zu sagen.
  • Sprache ermöglicht uns auch zu denken und zu sagen, WIE ich bin und WIE du bist.
  • Daraus können wir ableiten, WAS ich bin, WAS du bist.
  • Vielleicht können wir daraus auch ableiten, WOFÜR ich bin, WOFÜR du bist. (… die Frage nach dem Sinn des Daseins).
  • Sprache ermöglicht uns auch eine BEWERTUNG unseres Daseins; wie ich bin, wie du bist.
  • Sprache ermöglicht uns auch eine Entscheidung, welche Gedanken wir denken wollen und welche nicht. (Wir müssen uns auch entscheiden, welche Gedanken zu denken gut und förderlich für uns ist und von welchen Gedanken wir lieber die Finger lassen sollten!)

 

 

Cogito – ergo sum!

Ich denke, also bin ich!

Und ich denke durch Sprache. Sprache verleiht mir also ein Sein.

Doch sicher verleiht mir nicht jedes nur sprachliche Gefasel ein Sein!

Ich denke und zweifle im sinnhaltigen Dialog. Der sinnhaltige Dialog ist also die Sprache, die mir ein Sein, ein sinnhaltiges Sein verleihen kann.

Und nicht nur das eigene Sein wird so durch Sprache verliehen, sondern auch jegliches andere Seiende außerhalb meiner selbst, das ich – durch Sprache und durch Gedanken – erkennen kann. Denn nur so kann etwas in meiner Welt zum Seienden erhoben werden.

Der sinnhaltige Dialog, die sinnhaltige Sprache ist damit das in meinem Leben allen Sinn und alles Sein Stiftende.


 

Was ist „philosophisch“?

Für Babett, die Philosophische!

Manchmal, leider nur selten, werde ich gefragt wann denn etwas philosophisch ist und wann nicht.

Dann versuche ich zu antworten: Philosophisch ist, was die Selbstverständlichkeiten unseres Lebens durch ganz gezielte Fragen und klare, eindeutige Antworten besser zu verstehen versucht. Und damit ist auch die Frage, wann denn etwas philosophisch ist und wann nicht, selbst schon philosophisch. Denn genau hier wird die so ganz selbstverständliche Meinung über etwas auf ihren verlässlichen Gehalt untersucht.

Die Praxis sieht oft viel einfacher aus. Aber es kann nie schaden, zu wissen, was man tut!


 

Die Persönlichkeit hinter dem Geschriebenen

Die Persönlichkeit hinter dem Geschriebenen

Wenn wir einen Satz, mehrere Sätze, einen Bericht, einen Brief, eine Erzählung etc. schreiben und „zu Papier bringen“, so ist das oft weitaus mehr, als die Umsetzung unserer Gedanken in eine andere, wieder nachvollziehbare Form. Allein dies hätte auch selten die emotionale Intensität, die das Schreiben für manche von uns beinhaltet, hervorrufen können.

Kennen Sie auch Schreib-Blockaden?

Im Schreiben bekennen wir uns zu etwas. Wir bekennen: „So ist es“ oder „So ist es gewesen“. Vielleicht ist es auch nur ein „So könnte es sein“ oder ein „So könnte es gewesen sein“ – und dennoch ist es ein Bekenntnis. Selbst wenn wir alle individuellen Erfahrungsvermögen und eine Freiheit der individuellen Weltsichtweise mit einbeziehen ist es ein Bekenntnis. Oder sogar: Dann ganz besonders und dann erst recht. Wir stehen mit unserer Persönlichkeit hinter dem Niedergeschriebenen.

Wenn wir einen Gedanken zu Papier bringen, bringen wir ihn damit zur Welt. Das ist eine Geburt! Wir gebären einen Gedanken aus den Tiefen unseres Hauptes und konfrontieren ihn mit dem Licht der Welt. Und wir konfrontieren unseren Gedanken, unsere Gedanken, unsere Persönlichkeit mit den bewertenden Blicken der Anderen; es sei denn, wir schreiben in unser abschließbares, stets verschlossenes Tagebuch.

Und selbst dann, wenn wir nur für uns und nur für unser Tagebuch schreiben, fällt das Schreiben bisweilen schwer, bereitet Mühe, beschert Angst. Denn indem wir ein Gedankengebilde, ein Gedankenbild, in einen Satz oder zu Sätzen formen, gießen wir unsere allen – und auch uns selbst – verborgenen Gedanken in die Formen der Logik und des Logos (gr. λογος,  logos) und verleihen ihnen dadurch ein Sein, das die Seinsstufe unserer geheimen krausen Gedanken und Phantasien bei weitem überragt.

Indem wir schreiben, etwas zu Papier bringen, nach außen bringen, zur Welt bringen, gebären wir. Wir sind kreativ. Wir sind Schöpfer, Kreatoren, wir erschaffen Welt. Zumindest erschaffen wir eine in unseren Augen mögliche Welt. Eine Welt zu der wir uns bekennen; unser Gewissen, unsere Ehre ermahnt uns, uns zu dieser Welt wie zum eigenen Kind zu bekennen. Wir stehen für unser Geschriebenes und zur Welt Gebrachtes ein, müssen dafür einstehen. Wenn auch nicht vor Gericht oder vor anderen Menschen, so doch vor der weitaus höheren Warte der eigenen Persönlichkeit.


 

„Wage niemals zu denken, …

… das Nicht-Seiende sei“, ermahnte uns schon ein sehr früher Denker, der Parmenides nämlich.

  • „Nötig ist dies zu sagen und zu denken, daß nur das Seiende existiert. Denn seine Existenz ist möglich, die des Nichtseienden dagegen nicht.“ – Fragmente, B 6

Betrachten wir mit diesem Gedanken im Hintergrund das Ende unseres Lebens, so werden wir feststellen, dass im Bezug auf ein Hoffnung-stiftendes Element in unserem Leben die Religionen, die ein Paradies – wie auch immer gestaltet – versprechen, den Lebenshaltungen, die nicht ein solches Paradies nach dem Tod verheißen, deutlich überlegen scheinen.

– Nicht jedoch, wenn man das Leben – ganz unpopulär – als fortwährende Verzichtsübung betrachtet. Dann erscheint das „Nichts“ als großes Geschenk: Als Ende allen Verzichts, als Ende allen Begehrens, als Ende alles Erleidens und Ertragens, als endgültige Befreiung von den Schrecken des Daseins, im Wachen wie im Schlaf.

Welche Sichtweise ist – für’s Leben – die bessere?