Krisen

Von Krise zu Krise –
zwischendurch Therapie

Die Krise scheint fast zu einer Konstante im menschlichen Leben geworden zu sein.  – Lernen und Anpassung auf die brutale Art und Weise!?

Wir Menschen der Gegenwart leben mit unserem Denken, bis es nicht mehr geht. Bis wir scheitern. Bis unser eigenes Denken scheitert. Bis sich unser Denken als krüppelhaft erwiesen hat.

Was nun? — Neustart! Ein neues Denken muss her! Ein neues glänzendes, grandioses Denken. Ein ebenso krüppelhaftes Denken wie das vorige, aber nun eben neu und glänzend.

Das hält dann eine Weile. Bis zum nächsten Scheitern. Bis zur nächsten Krise. Wieder Neustart. Der nächste neue Blödsinn muss her! (Oder der nächste neue Partner oder die nächste neue Partnerin!) Prima! Neu und glänzend! Denn das Neue und das Glänzende macht uns froh! Hurra!

Und wieder …

Sollte es da nicht eine sinnvollere Orientierung im menschlichen Leben geben können?

Was sich komprimiert in manchen Menschenleben beobachten lässt, erinnert ein wenig an die Philosophiegeschichte, an die Weltgeschichte der westlichen Philosophie: Neues Denken baut sich auf und hält sich, bis es an der Wirklichkeit scheitert. Dann kommt ein schmerzhafter Prozess des Umbruchs. Bis sich dann wieder ein neues Denken etablieren konnte, das solange hält, bis es an der neuen Wirklichkeit scheitert.

Dynamisches Drama?? Alles im Fluss??

Wie ein konstantes Band, wie ein beruhigender Schleier scheint mir die Sokratik über all den Irrungen und Wirrungen der Geschichte und denen des einzelnen Lebens zu schweben. Teils erkannt und aufgegriffen; meistenteils unerkannt oder ungeliebt, weil nicht neu und glänzend.

Wahrscheinlich ist das Scheitern, das vielfache blutige Scheitern erforderlich. Von der Natur so gewünscht. Notwendig zur Weiterentwicklung des Menschen. Evolutionäre Notwendigkeit. Oder wie anders lässt sich das Welt- und Denk-Geschehen interpretieren???


 

Philosophieren und Wissensverwaltung

Eine beträchtliche Aufgabe der Philosophie und unseres Philosophierens scheint mir in der sorgfältigen Verwaltung unseres Wissens zu liegen.

Dazu gehört, wie mir scheint:

  • Zu prüfen, ob das, was wir für unser Wissen halten, wirkliches Wissen ist. Oder vielleicht doch nur Annahme, Vermutung, Glaube, Scheinglaube oder Irrtum.
  • Zu suchen, wie das, was wir für unser Wissen halten, begründet ist.
  • Zu überlegen, wie wir unser Wissen am Besten so verwenden können, dass es dem Menschen (der Menschheit) förderlich und nützlich sein kann. („Menschheit“ definiere ich mir als Arbeitshypothese vorerst analog zur Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen, die vornehmlich pragmatisch begründet ist).

Also: Ans Werk!!!

 

Haruki Murakami

Über den Sinn oder den Unsinn des Lebens.

Heute Nacht las ich – wie passend – in einem Buch von Haruki Murakami (1Q84) folgendes Gespräch zwischen einer jüngeren Frau und einer älteren (weisen?) Dame:

„Ich bin ganz durchschnittlich“, sagte Aomame. „Ich lese nur sehr gern. Hauptsächlich Bücher über Geschichte.“
„Das tue ich auch gern. Die Geschichte lehrt uns, dass Vergangenheit und Gegenwart im Grunde eins sind. Ganz gleich, wie sehr wir uns in Garderobe und Lebensart unterscheiden, unsere Gedanken und Taten sind gar nicht so unterschiedlich. Wir Menschen sind letztlich nur Träger von Genen. Auf ihrem Weg reiten sie auf uns von Generation zu Generation, gerade so, wie wenn man Pferde zu Tode reitet. Die Gene denken nicht in Kategorien von Gut und Schlecht. Wir haben Glück oder Pech mit ihnen, aber sie wissen nichts davon. Denn wir sind nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Für die Gene zählt nur, was für sie selbst den größten Nutzen bringt.“

„Dennoch ist es uns unmöglich, nicht darüber nachzudenken, was gut und was schlecht ist. Nicht wahr?“

Die alte Dame nickte. „So ist es. Wir Menschen müssen ständig darüber nachdenken. Und dennoch sind es die Gene, die unsere Lebensweise von Grund aus beherrschen. Selbstverständlich entstehen aus dieser Situation Widersprüche“, sagte sie und lächelte.

Diese Darstellung der Gedanken hat mir ganz gut gefallen: Unter den uns gegebenen Bedingungen sind wir genötigt und teils auch in der Lage, darüber nachzudenken, was Gut und was Schlecht ist. Und dann können wir (vielleicht) auch entsprechend handeln.

Die Frage nach dem Sinn von etwas unterstellt ja immer auch die Frage: Was ist das Gute daran? Und ich denke, es kann von uns geschaffen nichts Gutes und Besseres geben, als das, was sich uns in reiflichen gekonnten Überlegungen als Gut zeigt. Und wenn wir das dann auch noch verwirklichen können, haben wir ziemlich viel Gutes, Sinnvolles geschaffen und Sinn erfüllt!


 

Schale Tage

Oh, ich hasse diese unvorhersehbaren Tage, an denen sich nicht auch nur ein einziger denkwürdiger oder niederschreibenswerter Gedanke einstellen will; an denen nicht eine einzige begeisternde zündende Frage das Feuer meines Lebens entfacht. Sie sind nicht nur schal und schwer zu ertragen; sie erscheinen mir auch so sinnlos: nicht gelebte, vergeudete wertvolle Lebenszeit.


 

 

Meine Philosophie

Meine Philosophie in aller Kürze

  1. Wir sind Teil des Kosmos
  2. Wir unterliegen den Gesetzen des Kosmos
  3. Durch unser Denken können wir einen (eingeschränkten) bewussten Anteil am Kosmos erlangen und so auch bewusst selbst Teil des Kosmos werden.

Das war’s schon.


 

Advanced Philosophy

Die Dinge der Welt?

Eine „Advanced Philosophy“ oder „Fortgeschrittene Philosophie“ wird sich weniger um die Dinge in der Welt kümmern, als vielmehr um das Denken und die Möglichkeiten des Denkens, das die Dinge der Welt erkennt oder zu erkennen glaubt.

 

Selbstverhältnisse

Selbstverhältnisse – emotional und rational

Die Botschaften, die ich mir erzähle, erlebe ich.

Die Botschaften, wie ich sie mir erzähle, erlebe ich.

Erleben kann grausam sein. Oder auch sehr angenehm.

Innerhalb meiner vorgezeichneten Grenzen kann ich für mein Erleben selbst Verantwortung übernehmen.

 

Psychotherapie und Verantwortung

Nicht nur, dass sich der Klient (♀♂) in seinen neuen Erkenntnissen und Gedanken wohl fühlt, liegt in der Verantwortung des Therapeuten (♀♂). In seiner Verantwortung liegt auch und besonders, zu prüfen, ob der Klient (♀♂) möglicherweise einem Irrtum aufsitzt und statt ins Glück in’s Unglück lauft.

Heilung und …

Die einzige wirkliche Heilung für uns Menschen ist der Tod. Alles Andere heißt nur, den Irrungen und Wirrungen des Lebens weiterhin ausgesetzt zu sein.

Wir sind ihnen ausgesetzt. Ob wir nun wollen oder nicht. Also müssen wir uns mit ihnen auseinandersetzen. Und wenn wir das durch die Vernunft geleitet tun, ist das Leben der Heilung recht nah. Und freudvoll dazu.