Begehren

Der Mensch begehrt solang er lebt …

Wir begehren, was uns schön und was uns gut erscheint. Wir können aber konkret nur das begehren, was wir kennen oder wovon wir zumindest eine Idee haben. Was sich nicht innerhalb unseres Horizonts befindet, ist für uns als Ziel des Begehrens unerreichbar, weil in unserem Bewusstsein gar nicht vorhanden.

Was könnte es über das uns schon Bekannte noch weiterhin Schönes und Gutes geben, von dessen Existenz wir überhaupt keine Ahnung haben?

 

Heilung und …

Die einzige wirkliche Heilung für uns Menschen ist der Tod. Alles Andere heißt nur, den Irrungen und Wirrungen des Lebens weiterhin ausgesetzt zu sein.

Wir sind ihnen ausgesetzt. Ob wir nun wollen oder nicht. Also müssen wir uns mit ihnen auseinandersetzen. Und wenn wir das durch die Vernunft geleitet tun, ist das Leben der Heilung recht nah. Und freudvoll dazu.


 

 

Ich spinne doch nicht …

„Ich spinne doch nicht“, höre ich manchmal jemanden sagen. In Filmen sagen sie das auch andauernd und sogar Politiker sagen das. Politikerinnen auch.

Dabei stimmt das gar nicht. Es kann gar nicht stimmen, weil wir am laufenden Band am Spinnen sind. Wir spinnen ständig, wir spinnen überall. Wir spinnen sogar im Traum. Wir sind auf das Spinnen angewiesen. Ohne wild zu spinnen hätten wir keine einzige Idee, die uns irgendwie weiterbringen kann.

Viel erstaunlicher als das Spinnen ist es da schon, dass wir manchmal im Spinnen auch das Wahre treffen. Wie ist es uns möglich, den Unterschied zwischen reiner Spinnerei und Gedanken mit Realitätsbezug zu erkennen und die einen von den anderen Gedanken zu trennen?

Okay,- Okay, – wenn ich diese Frage stelle, denken nun die, die mich kennen: Der Micha will doch wieder auf den Sokratischen Dialog hinaus. Aber das ist gar nicht der Fall! Hier interessiert mich vielmehr: Wie machen es all die Menschen, die den Sokratischen Dialog überhaupt nicht kennen???

 

Was ist Philosophieren?

Philosophieren?

Kurz zuvor: Was philosophieren nicht ist: Es ist kein wildes und freies Sinnieren, Assoziieren, Phantasieren, Zurecht-Träumen etc. Das alles gehört zwar auch als Wertvolles zum menschlichen Leben dazu …

Philosophieren ist die Flucht der Emotionen und Phantasien in den rettenden Heimathafen der Sprache. Wenn wir philosophieren, bedienen wir uns der Sprache als klärendes und Erkenntnis schaffendes Werkzeug.

Wir retten uns und unseren Lebenssinn in das Allgemeine der Sprache um uns aufgrund unserer eigenen Selbst-Unzulänglichkeit nicht selbst allzu sehr zu verlieren.


 

 

Würdigung des Lebens

Das Erleben der eigenen Geschichte

Wir erleben — ist „erleben“ hier das passende Wort? — täglich, stündlich, minütlich sehr sehr viel; weitaus mehr als in unser Bewusstsein dringt und wir dann bewusst wirklich erleben.

Erst indem wir über das Erlebte nachdenken, ihm Form und Struktur verleihen, erheben wir unser Erlebtes ins Bewusstsein. Und indem wir das bewusste Erleben in eine Geschichte fassen, verleihen wir ihm einen Wert in unserem Dasein und erheben das Erlebte durch eine Würdigung gewissermaßen in ein Sein (… das es zuvor so nicht gab).

Das Leben und eigene Erleben in eine Geschichte zu fassen, ist eine Würdigung des eigenen Seins.


 

Sprache ist …

Sprache ist erst in letzter Instanz das gesprochene Wort, das verlautbarte, hörbare und verstehbar Gesprochene. Sprache ist schon viel früher.

  • Sprache ermöglicht erst alles Gesprochene
  • Sprache ermöglicht das Denken und alles Gedachte
  • Sprache in unserem Denken ermöglicht Erkenntnis
  • Sprache lässt uns Begriffe bilden und so überhaupt zu irgendeiner Erkenntnis (grundsätzlich) gelangen.

Wie sollte es nun aber möglich sein, dass uns Sprache eine Erkenntnis ermöglicht? – Sprache verleiht uns Erkenntnis dadurch, dass sie von Erkennbarem Begriffe bildet und sie in strukturierte Zusammenhänge mit allem anderen stellt.

Dass Sprache das kann, setzt wohl voraus, dass das zu Erkennende bereits eine wiedererkennbare Struktur besitzt und in strukturellen Zusammenhängen steht. Weitere für uns Menschen wichtige Relationen können wir dann hinzu bilden, aber eine Grundstruktur muss schon da sein: prinzipiell dieselbe Struktur, die auch unserer Sprache zugrunde liegt, denn sonst wäre es wohl niemals möglich, überhaupt irgend etwas zu erkennen.

  • Und so stellen wir vielleicht fest: Unser Denken und Sprechen ist durch unsere Sprache strukturiert.
  • Auch in der Welt gibt es Struktur; dieselbe Struktur wie in unserem Denken.

Was ist das Prinzip, dem die gedankliche wie auch die weltliche Struktur, das gedankliche und das weltliche Sein entstammen?


 

 

Sprache bestimmt unser Sein

Sein und Sprache

  • Sprache ermöglicht uns überhaupt erst, „ICH BIN“ und „DU BIST“ zu denken und zu sagen.
  • Sprache ermöglicht uns auch zu denken und zu sagen, WIE ich bin und WIE du bist.
  • Daraus können wir ableiten, WAS ich bin, WAS du bist.
  • Vielleicht können wir daraus auch ableiten, WOFÜR ich bin, WOFÜR du bist. (… die Frage nach dem Sinn des Daseins).
  • Sprache ermöglicht uns auch eine BEWERTUNG unseres Daseins; wie ich bin, wie du bist.
  • Sprache ermöglicht uns auch eine Entscheidung, welche Gedanken wir denken wollen und welche nicht. (Wir müssen uns auch entscheiden, welche Gedanken zu denken gut und förderlich für uns ist und von welchen Gedanken wir lieber die Finger lassen sollten!)

 

 

Cogito – ergo sum!

Ich denke, also bin ich!

Und ich denke durch Sprache. Sprache verleiht mir also ein Sein.

Doch sicher verleiht mir nicht jedes nur sprachliche Gefasel ein Sein!

Ich denke und zweifle im sinnhaltigen Dialog. Der sinnhaltige Dialog ist also die Sprache, die mir ein Sein, ein sinnhaltiges Sein verleihen kann.

Und nicht nur das eigene Sein wird so durch Sprache verliehen, sondern auch jegliches andere Seiende außerhalb meiner selbst, das ich – durch Sprache und durch Gedanken – erkennen kann. Denn nur so kann etwas in meiner Welt zum Seienden erhoben werden.

Der sinnhaltige Dialog, die sinnhaltige Sprache ist damit das in meinem Leben allen Sinn und alles Sein Stiftende.


 

Die Sache mit den Schweinereien …

„Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich. Und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekannt machen allein genügt vielleicht nicht – aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.“
Joseph Pulitzer