Selbstbewusstsein I –

Text

Von einem halbwegs erwachsenen Menschen erhoffen und erwarten wir ein gewisses Selbstbewusstsein. Und damit meinen wir nicht nur, dass er halbwegs „selbstbewusst“ im Sinn von „selbstsicher“ auftreten kann. Wir erwarten auch, dass er etwas über sich selbst, seine Aufgaben und Ziele im Leben zu sagen vermag und auch einen eigenen, klaren Standpunkt vertreten kann. Wir erwarten, dass er sich ein wirkliches Selbstbewusstsein erarbeitet hat und dass seine Selbstsicherheit auf einer sicher gegründeten Selbsterkenntnis beruht.

Nun kann man zwar dagegen einwenden, dies sei doch wirklich sehr viel verlangt. Oder man kann reklamieren, es sei doch geradezu unmenschlich, so etwas von einem Menschen zu erwarten. Schließlich sei ein Mensch doch auch nur ein Mensch!

Ja, werde ich dann erwidern: Ein Mensch ist nur ein Mensch. Aber er ist eben doch auch Mensch, ein hohes Lebewesen und kein Stein und als Mensch kann ich von ihm erwarten, dass er sich und das Umfeld, das er mit verwaltet, so gut als möglich verwaltet. Und dies wird ohne ein Selbstbewusstsein, ein Bewusstsein seiner selbst, einer Selbsterkenntnis, nicht möglich sein. Zum Schaden und zur Last aller Beteiligten.


 

Meinungen

Vielfalt

Was sollen wir mit all den Meinungen und Meinungsumfragen anfangen? – Wer sich schon einmal mit Statistik befasst hat, weiß ohnehin, wie die allermeisten Umfrageergebnisse zu bewerten sind.

Vergesst die Meinungen, würden Sokrates, Platon und alle folgenden vernunftorientierten Denker raten! Was sollen wir mit all den Meinungen? – Wir brauchen und wollen keine Meinungen! Wir brauchen und wollen Erkenntnisse!


 

Die Macht der Gedanken

Buch

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.


Aus dem Talmud = »Lehre«, Sammlung der Gesetze und religiösen Überlieferungen des Judentums nach der Babylonischen Gefangenschaft


Genesung durch Sprache

Gesprächstherapien können nützlich, hilfreich und heilsam sein. Seit Sokrates können wir das wissen. Und seit jeher kann Mensch dieses erleben und erfahren; dieses Zu-Hause-Sein im Sein, im Sein der Sprache.

Und doch ist mir keine Therapieschule (außer vielleicht Viktor Frankls Logotherapie) bekannt, die die Heilsamkeit der Klärungen durch Sprache als Ursache ihrer Erfolge benennt. Da werden eher sehr einfach und menschlich gestrickte, lehrbare und lernbare  Verfahrensstrategien als Heilsursache benannt. Oder das fragwürdige Therapeut-Patienten-Verhältnis wird zum Heilsbringer erhoben.

In den Coaching-Bereichen, die eine Heilung des Menschen in der einen oder anderen Form anstreben, scheint es ähnlich zu sein.

Ist es so schwierig zugeben zu müssen, dass der Mensch über die Sprache und das Nachdenken über sich selbst zu seinem Selbst und damit zur Heilung gelangt; dass der Therapeut oder Coach nur als Gesprächspartner fungiert, um einem Menschen die Möglichkeit des Sich-Selbst-Aussprechens zu geben um ihm so den Zugang zu seinem Sinn und seinem Sein zu ermöglichen oder zu ebnen?

Wie wäre es, einmal einfach zuzugestehen, dass das „Sich hinenbegeben in Sprache“, dass freies, unverbogenes Sprechen mit einem offenen, neutralen, wertvollen Gesprächspartner das ist, was wir Menschen alle dringend brauchen und was uns auch in verfahrenen Situationen wieder auf unseren eigentlichen Weg zurückführen kann?


Zoon Logon echon

[Nicht neu:] Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Lebewesen (Zoon).

[Auch nicht neu:] Der Mensch ist ein sprachbegabtes Lebewesen.

[Vielleicht neu:] Der Mensch ist ein sprachnotwendiges Lebewesen. Begibt sich Mensch nicht in klares Denken und in klare Sprache (Logos), ist er kein Mensch; nur noch Lebewesen, nur noch Tier, nur noch fressendes und fickendes Tier.

Klares Denken durch klare Sprache ist Notwendigkeit, um überhaupt Mensch zu sein. Nicht nur fressendes fickendes Tier zu sein. Oder andersherum beleuchtet: Das Tier Mensch ist nur Mensch, um Sprache zu verwirklichen. Außerhalb der Sprache, des Logos, ergibt es gar keinen Sinn, Mensch zu sein, Mensch werden zu wollen, nicht einfach nur Tier zu bleiben. (… was dann doch manchen Menschen schwer fällt; Termiten können das besser).

Die Sprache und die Denk-Möglichkeiten durch Sprache verleihen dem menschlichen Leben erst Sinn. Im Sprechen kommt der Mensch zu seinem eigentlichen Mensch-Sein; im Sprechen findet der Mensch erst zu sich selbst. Deshalb ist es auch nicht unerheblich, was gesprochen wird, was gedacht wird. Denn so, wie wir in der Sprache, im Logos, erst zu unserem eigentlichen Selbst finden, so bestimmt das, was gesprochen wird, der Inhalt des Gesprochenen, darüber, auf welchem Weg wir unser Ziel erreichen. Und ob wir es überhaupt erreichen, bevor wir unser Ende finden. – Das hieße: Tier bleiben bis zu unserem Ende; ohne das Mensch-Sein jemals zu erreichen. – Ist ja auch ein Weg. Ein möglicher Weg. Eigentlich der normale Weg.

Warum also einen anderen, einen schwierigeren Weg gehen? – Wegen der Lust am Denken? – Nein, das reicht nicht; das wiegt die Mühe nicht auf! Also wegen der Idee, sein Mensch-Sein zu verwirklichen? – Nein, auch eine Idee kann die Mühen und Gefahren wohl nicht aufwiegen. Also wegen …

Den einzigen Grund kann es wohl nur geben durch ein „ich muss“! Um selbst nicht schmerzhaft der erkannten Sinnlosigkeit zu verfallen, sich selbst nicht unter Schmerzen und Qualen der erkannten Sinnlosigkeit anheim zu geben. Um Schmerzen und die Angst vor weiteren, noch schwerer zu ertragenden Schmerzen zu vermeiden.

Oder durch eine Liebe; eine erfüllte Liebe. Eine erfüllte Liebe zum Sinn und zum Sein, zur Wahrheit und zur Weisheit. Zur Philosophie eben.


Klassischer Philosoph

Ja! Ich bin Klassischer Philosoph!

Nach dem Grübeln über meine Selbst-, Berufs- und Lebensbezeichnung komme ich zu dem Ergebnis: Ich bin Klassischer Philosoph!

Diese Differenzierung hört sich zwar im ersten Moment ganz und gar nicht geschmeidig an; der treffende Inhalt macht die äußere Spröde aber wieder wett.

Was heißt klassisch?

  1. Was heißt klassisch? – Da habe ich selbst erst einmal zur Sicherheit bei WIKIPEDIA nachgeschaut und stelle erfreut fest: Das passt. In der Klassik bin ich zu Hause, die Klassik liebe ich, in der Klassik will ich sein und leben. Egal, was rundherum verhandelt wird. Ja, ich bin klassischer Philosoph!
  2. Was zeichnet die Klassik und insbesonder die Klassische Philosophie vor allem inhaltlich aus? – In der Klassik ging und geht es um die Fragen: Was ist der Mensch? – Was sind die Aufgaben des Menschen? – Wie kann ich als Mensch gut und glücklich leben? – Wie kann ich ein Gemeinwesen gestalten, damit die Menschen darin gut und glücklich leben können?
    Das sind auch meine Fragen. Ja, ich bin klassischer Philosoph!
  3. Zur Aktualität: Die Fragen der Klassischen Philosophie sind auch die Fragen, um die ich mich auch heute beruflich aktuell kümmere:
    1. Die Frage: Was ist der Mensch? trifft den Kern der Lebensberatung und Lebensbegleitung. Auch und insbesondere die Philosophie des Alters, die Philosophie für Senioren.
    2. Die Frage nach dem guten Leben trägt in der Lebensberatung, der Lebensbegleitung und im Coaching.
    3. Die Frage nach der klugen Organisation eines Gemeinwesens wirkt in der Teamorganisation, der Teamentwicklung und dem Teamcoaching.
  4. Zum Verständnis in der Öffentlichkeit: Ich gebe anderen Menschen, indem ich mich nicht einfach als Philosophen, sondern von vornherein differenziert als Klassischen Philosophen vorstelle, die Möglichkeit, mich ohne Verwirrungen und allzu große Missverständnisse ein wenig treffsicherer einzuordnen. Der eine oder die andere wird dabei vielleicht an den schulischen Latein- oder Griechisch-Unterricht denken (Philosophie wurde ja nur selten unterrichtet) aber das lässt sich sicherleich schmerzlos korrigieren.

Klassischer Philosoph?

Was fehlt mir, wenn ich mich selbst als Klassischen Philosophen bezeichne? – Es fehlt mir an Nichts. Im Gegenteil: Es befreit mich! Denn ich muss nicht den Anspruch an mich stellen, für jede Philosophie der Welt gleichermaßen zuständig zu sein. Eine große Erleichterung! Und ich gewinne dadurch die Freiheit, mich verstärkt der geliebten Klassik zuzuwenden; ohne die Sorge, andere neuere, aktuelle, ganz dringende Dinge oder Gedanken zu vernachlässigen.

Und selbst mein sonst doch sehr skeptisches Bauchgefühl hat keine Einwände, wenn ich sage: Ich bin Klassischer Philosoph! Was will ich im Moment mehr? – Spätere Korrekturen und Verfeinerungen sind immer noch möglich.

Ja! Ich bin Klassischer Philosoph!

Ihr Michael Gutmann


Klassischer Philosoph - Klassische Philosophie
Klassischer Philosoph – Klassische Philosophie

 

Ist Sokrates ein Philosoph?

Ist Sokrates ein Philosoph?
Oder ist allein schon die Frage unsinnig?

Sicherlich hat, zumindest meiner Meinung nach, Sokrates die Philosophie ins Leben gerufen, erschaffen. Mir scheint das unstrittig. Aber das war vor langer, langer, sehr langer Zeit. Und damals war Sokrates auch sicherlich, davon bin ich überzeugt, ein Philosoph, ein Freund der Weisheit.

Aber können, wollen, sollen, dürfen wir deswegen heute sagen: Sokrates ist ein Philosoph? – Was heute unter Philosophie verstanden wird, was heute im Namen und unter dem Schutzschild der Philosophie geleistet wird, hat doch nichts, rein gar nichts damit zu tun, was Sokrates am Herzen lag.

Könnte Sokrates uns heute erleben, er wäre entsetzt darüber, als Philosoph bezeichnet zu werden. Und, da bin ich mir ebenfalls sicher: Er würde sich wehren!


Ist Sokrates ein Philosoph?
Ist Sokrates ein Philosoph?

 

Philosoph sein

Ich bin Philosoph –

Ich bin Philosoph. Aber das darf niemand wissen. Das ist geheim. So was von geheim! Denn die Philosophie steht in schlechtem Ruf. Und dieser schlechte Ruf könnte auf mich abfärben.

Besteht dieser schlechte Ruf zu Recht? – Ich muss leider eingestehen, selbst wenn man mich daraufhin als Nestbeschmutzer lobt oder tadelt: Ja! Dieser Ruf besteht zu Recht. Denn welche Segnungen hat uns denn die Philosophie der letzten Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte gebracht? Der Öffentlichkeit sind zumindest keine bekannt. Und die Öffentlichkeit ist es, die über den Ruf entscheidet!

Ist es nun die böse, böse Öffentlichkeit, die den schlechten Ruf der Philosophie verschuldet? Oder ist es vielleicht nicht doch die „Branche der Philosophen“ selbst, die ihr schlechtes Image gekonnt produziert und aktualisiert? Denn welchen der öffentlich in Erscheinung tretenden Philosophen oder Philosophinnen würden Sie es tatsächlich zutrauen, Ihrem Leben förderlich sein zu können?

Gequassel

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Punkt! Schluss! Aus die Maus!