Würdigung des Lebens

Das Erleben der eigenen Geschichte

Wir erleben — ist „erleben“ hier das passende Wort? — täglich, stündlich, minütlich sehr sehr viel; weitaus mehr als in unser Bewusstsein dringt und wir dann bewusst wirklich erleben.

Erst indem wir über das Erlebte nachdenken, ihm Form und Struktur verleihen, erheben wir unser Erlebtes ins Bewusstsein. Und indem wir das bewusste Erleben in eine Geschichte fassen, verleihen wir ihm einen Wert in unserem Dasein und erheben das Erlebte durch eine Würdigung gewissermaßen in ein Sein (… das es zuvor so nicht gab).

Das Leben und eigene Erleben in eine Geschichte zu fassen, ist eine Würdigung des eigenen Seins.


 

Sprache ist …

Sprache ist erst in letzter Instanz das gesprochene Wort, das verlautbarte, hörbare und verstehbar Gesprochene. Sprache ist schon viel früher.

  • Sprache ermöglicht erst alles Gesprochene
  • Sprache ermöglicht das Denken und alles Gedachte
  • Sprache in unserem Denken ermöglicht Erkenntnis
  • Sprache lässt uns Begriffe bilden und so überhaupt zu irgendeiner Erkenntnis (grundsätzlich) gelangen.

Wie sollte es nun aber möglich sein, dass uns Sprache eine Erkenntnis ermöglicht? – Sprache verleiht uns Erkenntnis dadurch, dass sie von Erkennbarem Begriffe bildet und sie in strukturierte Zusammenhänge mit allem anderen stellt.

Dass Sprache das kann, setzt wohl voraus, dass das zu Erkennende bereits eine wiedererkennbare Struktur besitzt und in strukturellen Zusammenhängen steht. Weitere für uns Menschen wichtige Relationen können wir dann hinzu bilden, aber eine Grundstruktur muss schon da sein: prinzipiell dieselbe Struktur, die auch unserer Sprache zugrunde liegt, denn sonst wäre es wohl niemals möglich, überhaupt irgend etwas zu erkennen.

  • Und so stellen wir vielleicht fest: Unser Denken und Sprechen ist durch unsere Sprache strukturiert.
  • Auch in der Welt gibt es Struktur; dieselbe Struktur wie in unserem Denken.

Was ist das Prinzip, dem die gedankliche wie auch die weltliche Struktur, das gedankliche und das weltliche Sein entstammen?


 

 

Sprache bestimmt unser Sein

Sein und Sprache

  • Sprache ermöglicht uns überhaupt erst, „ICH BIN“ und „DU BIST“ zu denken und zu sagen.
  • Sprache ermöglicht uns auch zu denken und zu sagen, WIE ich bin und WIE du bist.
  • Daraus können wir ableiten, WAS ich bin, WAS du bist.
  • Vielleicht können wir daraus auch ableiten, WOFÜR ich bin, WOFÜR du bist. (… die Frage nach dem Sinn des Daseins).
  • Sprache ermöglicht uns auch eine BEWERTUNG unseres Daseins; wie ich bin, wie du bist.
  • Sprache ermöglicht uns auch eine Entscheidung, welche Gedanken wir denken wollen und welche nicht. (Wir müssen uns auch entscheiden, welche Gedanken zu denken gut und förderlich für uns ist und von welchen Gedanken wir lieber die Finger lassen sollten!)

 

 

Cogito – ergo sum!

Ich denke, also bin ich!

Und ich denke durch Sprache. Sprache verleiht mir also ein Sein.

Doch sicher verleiht mir nicht jedes nur sprachliche Gefasel ein Sein!

Ich denke und zweifle im sinnhaltigen Dialog. Der sinnhaltige Dialog ist also die Sprache, die mir ein Sein, ein sinnhaltiges Sein verleihen kann.

Und nicht nur das eigene Sein wird so durch Sprache verliehen, sondern auch jegliches andere Seiende außerhalb meiner selbst, das ich – durch Sprache und durch Gedanken – erkennen kann. Denn nur so kann etwas in meiner Welt zum Seienden erhoben werden.

Der sinnhaltige Dialog, die sinnhaltige Sprache ist damit das in meinem Leben allen Sinn und alles Sein Stiftende.


 

Ordnung? – Klarheit?

Es gibt keine Ordnung und keine Klarheit, es gibt nichts Gutes – es sei denn, wir retten uns in die klärende Sprache!