Die Sache mit den Schweinereien …

„Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich. Und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekannt machen allein genügt vielleicht nicht – aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.“
Joseph Pulitzer


Was ist „philosophisch“?

Für Babett, die Philosophische!

Manchmal, leider nur selten, werde ich gefragt wann denn etwas philosophisch ist und wann nicht.

Dann versuche ich zu antworten: Philosophisch ist, was die Selbstverständlichkeiten unseres Lebens durch ganz gezielte Fragen und klare, eindeutige Antworten besser zu verstehen versucht. Und damit ist auch die Frage, wann denn etwas philosophisch ist und wann nicht, selbst schon philosophisch. Denn genau hier wird die so ganz selbstverständliche Meinung über etwas auf ihren verlässlichen Gehalt untersucht.

Die Praxis sieht oft viel einfacher aus. Aber es kann nie schaden, zu wissen, was man tut!


 

Ordnung? – Klarheit?

Es gibt keine Ordnung und keine Klarheit, es gibt nichts Gutes – es sei denn, wir retten uns in die klärende Sprache!


 

Die Persönlichkeit hinter dem Geschriebenen

Die Persönlichkeit hinter dem Geschriebenen

Wenn wir einen Satz, mehrere Sätze, einen Bericht, einen Brief, eine Erzählung etc. schreiben und „zu Papier bringen“, so ist das oft weitaus mehr, als die Umsetzung unserer Gedanken in eine andere, wieder nachvollziehbare Form. Allein dies hätte auch selten die emotionale Intensität, die das Schreiben für manche von uns beinhaltet, hervorrufen können.

Kennen Sie auch Schreib-Blockaden?

Im Schreiben bekennen wir uns zu etwas. Wir bekennen: „So ist es“ oder „So ist es gewesen“. Vielleicht ist es auch nur ein „So könnte es sein“ oder ein „So könnte es gewesen sein“ – und dennoch ist es ein Bekenntnis. Selbst wenn wir alle individuellen Erfahrungsvermögen und eine Freiheit der individuellen Weltsichtweise mit einbeziehen ist es ein Bekenntnis. Oder sogar: Dann ganz besonders und dann erst recht. Wir stehen mit unserer Persönlichkeit hinter dem Niedergeschriebenen.

Wenn wir einen Gedanken zu Papier bringen, bringen wir ihn damit zur Welt. Das ist eine Geburt! Wir gebären einen Gedanken aus den Tiefen unseres Hauptes und konfrontieren ihn mit dem Licht der Welt. Und wir konfrontieren unseren Gedanken, unsere Gedanken, unsere Persönlichkeit mit den bewertenden Blicken der Anderen; es sei denn, wir schreiben in unser abschließbares, stets verschlossenes Tagebuch.

Und selbst dann, wenn wir nur für uns und nur für unser Tagebuch schreiben, fällt das Schreiben bisweilen schwer, bereitet Mühe, beschert Angst. Denn indem wir ein Gedankengebilde, ein Gedankenbild, in einen Satz oder zu Sätzen formen, gießen wir unsere allen – und auch uns selbst – verborgenen Gedanken in die Formen der Logik und des Logos (gr. λογος,  logos) und verleihen ihnen dadurch ein Sein, das die Seinsstufe unserer geheimen krausen Gedanken und Phantasien bei weitem überragt.

Indem wir schreiben, etwas zu Papier bringen, nach außen bringen, zur Welt bringen, gebären wir. Wir sind kreativ. Wir sind Schöpfer, Kreatoren, wir erschaffen Welt. Zumindest erschaffen wir eine in unseren Augen mögliche Welt. Eine Welt zu der wir uns bekennen; unser Gewissen, unsere Ehre ermahnt uns, uns zu dieser Welt wie zum eigenen Kind zu bekennen. Wir stehen für unser Geschriebenes und zur Welt Gebrachtes ein, müssen dafür einstehen. Wenn auch nicht vor Gericht oder vor anderen Menschen, so doch vor der weitaus höheren Warte der eigenen Persönlichkeit.


 

„Wage niemals zu denken, …

… das Nicht-Seiende sei“, ermahnte uns schon ein sehr früher Denker, der Parmenides nämlich.

  • „Nötig ist dies zu sagen und zu denken, daß nur das Seiende existiert. Denn seine Existenz ist möglich, die des Nichtseienden dagegen nicht.“ – Fragmente, B 6

Betrachten wir mit diesem Gedanken im Hintergrund das Ende unseres Lebens, so werden wir feststellen, dass im Bezug auf ein Hoffnung-stiftendes Element in unserem Leben die Religionen, die ein Paradies – wie auch immer gestaltet – versprechen, den Lebenshaltungen, die nicht ein solches Paradies nach dem Tod verheißen, deutlich überlegen scheinen.

– Nicht jedoch, wenn man das Leben – ganz unpopulär – als fortwährende Verzichtsübung betrachtet. Dann erscheint das „Nichts“ als großes Geschenk: Als Ende allen Verzichts, als Ende allen Begehrens, als Ende alles Erleidens und Ertragens, als endgültige Befreiung von den Schrecken des Daseins, im Wachen wie im Schlaf.

Welche Sichtweise ist – für’s Leben – die bessere?

Mensch – wofür lebst Du?

Ich freue mich immer, wenn ich Idealisten begegne. Und Idealistinnen natürlich auch, denn auf den Piephahn kommt’s dabei nicht an.

Worauf es aber ankommt, ist die Frage, ob ein Mensch seinem Leben einen Sinn und Zweck außerhalb seiner selbst verliehen hat, Welt und Werte erschafft, oder nur darin einen Sinn seines Daseins erkennen kann, dem eigenen biologischen Wohlergehen und der Pflege des Leibes zu dienen.

 

Michael Gutmann
Berlin

Thales und die Nützlichkeit der Philosophie

Der Thales, dessen Namen wir vielleicht noch aus dem Mathe-Unterricht kennen und der als der erste oder einer der ersten Philosophen gehandelt wird, muss manchmal durch eine Anekdote seines Lebens für den „Beweis“ der Nützlichkeit der Philosophie herhalten:

„Als man ihm wegen seiner Armut einen Vorwurf machte, als ob die Philosophie zu nichts tauge, habe er, …, da er aufgrund seiner astronomischen Kenntnisse vorausgesehen hatte, dass die Olivenernte reichlich sein würde, noch im Winter mit dem wenigen Geld, das ihm zur Verfügung stand, …, sämtliche Ölpressen in Milet und Chios für einen niedrigen Preis gemietet, …. Als aber die Zeit [der Ernte] gekommen war und auf einmal und gleichzeitig viele Pressen verlangt wurden, da habe er seine Pressen so teuer verpachtet, wie er nur wollte, und auf diese Weise sehr viel Geld verdient.“  Aristoteles: Politik 1259a

Hm, ist das nun ein gutes oder schönes Beispiel für die Nützlichkeit der Philosophie oder irgend einer anderen Wissenschaft? War Thales in dieser Anekdote in irgend einer Weise produktiv? Hat er irgend einen Wert erschaffen? – Nein, hat er nicht!

Durch einen Wissensvorsprung konnte er die Preise hochtreiben und andere Menschen um ihren Verdienst bringen. Er konnte also Besitz zu seinen Gunsten umverteilen. Aber selbst einen Wert erschaffen konnte er durch diese Aktion nicht.

Um so schöner ist es, dass Thales durch viele andere Gedanken und Untersuchungen der Menschheit sicherlich einen großen Nutzen bescheren konnte, denn es geht ja nicht darum, den Thales in irgendeiner Weise anzuklagen oder zu verunglimpfen.

Interessant am Umgang mit dieser Anekdote ist ja vor allem der Umstand, was als nützlich, als wertvoll, als brauchbar angesehen werden kann – durch diejenigen, die diese Geschichte als „Beweis der Nützlichkeit“ verwenden.

Und dem möchte ich entgegenhalten, dass es keineswegs nützlich, wertvoll, lobenswert ist, wenn jemand in seinem Beruf selbst keine Werte erschafft, sondern darum bemüht ist, an die Einnahmen oder Finanzen anderer heranzukommen, um davon etwas oder alles für den eigenen Beutel abzuzweigen. Solches Gewerk bringt uns keinerlei Nutzen oder Wohlstand und ihre Protagonisten sollten sich für ihr nutzloses, destruktives Tun eher schämen als sich noch offen dafür feiern zu lassen.

 

Michael Gutmann
Berlin